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Die heimischen Ressourcen im Blick

Dass die natürlichen Ressourcen in Europa und in Deutschland immer knapper werden, ist mittlerweile ein Allgemeinplatz. Was sich bereits in den letzten Jahrzehnten durch den stark steigenden Verbrauch abgezeichnet hat, wurde in den vergangenen Monaten durch die Pandemie und den Krieg in der Ukraine noch verschärft. Bestehende Lieferketten funktionieren nicht mehr wie bisher und einige Länder fallen als Lieferanten aus oder sind zumindest problematisch.
Die Problematik zeigt sich besonders deutlich bei einigen Metallen, die für die Energie- und Mobilitätswende dringend benötigt werden, in Deutschland und der EU jedoch nicht oder nur in geringen Mengen abgebaut werden. Die Folge ist eine hohe Importabhängigkeit – oft von nur wenigen Ländern, da wichtige Metalle häufig an wenigen Orten konzentriert sind.

Das anthropogene Lager nutzen

Es ist zutreffend, dass viele Primärrohstoffe in Deutschland und der EU nicht verfügbar sind. Dabei wird aber übersehen, dass es ein großes Rohstoffpotenzial gibt, das sogenannte anthropogene Lager. Dabei handelt es sich um Rohstoffe, die bereits abgebaut und in Produkten, Gebäuden und Infrastruktur vorhanden sind. Es geht hierbei nicht um den täglich anfallenden Abfall von Gebrauchsgütern, sondern um langlebige Güter. Das Umweltbundesamt zieht die Grenze bei einer Nutzungsdauer von mehr als einem Jahr.
Der anthropogene Lagerbestand in Deutschland betrug bereits vor fünf Jahren 342 Tonnen Material pro Einwohner. Berechnungen zufolge liegt der jährliche Zuwachs in Deutschland bei 10 Millionen Tonnen. Dabei handelt es sich überwiegend um mineralische Rohstoffe, aber auch Metalle sind in relevanten Mengen vorhanden. Das sogenannte Urban Mining zielt darauf ab, diese Rohstoffe zurückzugewinnen. Doch so einfach, wie es klingt, ist es nicht.

Wo sind die Rohstoffe?

Denn Rohstoffe sind zwar in großen Mengen vorhanden. Unklar ist aber meist, welche Rohstoffe in welchen Mengen wann und wo verfügbar sind. Das Umweltbundesamt arbeitet seit mehr als zehn Jahren daran, die anthropogenen Lager zu kartieren. Für einige Stoffe ist diese Kartierung bereits abgeschlossen, aber bei Weitem noch nicht vollständig. Ein detaillierter Überblick ist auch kaum möglich. Denn spätestens bei der Rückgewinnung wird man wohl erst etwas über die Beschaffenheit sagen können. Grundsätzlich ist Urban Mining vor allem auf Daten angewiesen. Der auch auf europäischer Ebene zunehmend diskutierte Material- und Produktpass könnte hier in Zukunft helfen.
Es stellt sich aber auch die Frage der praktischen Verwertung. Für viele Stoffströme gibt es etablierte Verfahren für ein hochwertiges Recycling. Dies gilt jedoch nicht für alle Stoffströme.

Eine besondere Rolle

Eine besonders wichtige Rolle im Urban Mining spielt das Bau- und Abbruchrecycling. Zum einen ist hier die schiere Menge des Materials relevant, zum anderen können neben wichtigen mineralischen Rohstoffen vor allem Metalle zurückgewonnen werden. Gerade bei den mineralischen Rohstoffen sind auch zahlreiche Verfahren zur hochwertigen Rückgewinnung etabliert. Tatsächlich gibt es in der Industrie bereits zahlreiche Methoden, die auf dem Weg zum Urban Mining helfen können.
So hat sich zumindest in Deutschland das Building Information Modeling (BIM) weitgehend etabliert, bei dem Bau und Betrieb von Gebäuden digital modelliert werden. Die Schweizer Firma Madaster hat vor einigen Jahren begonnen, Materialkataster analog zu den bekannten Liegenschaftskatastern zu entwickeln und ist inzwischen in verschiedenen europäischen Ländern aktiv. Beides ist ein erster Schritt auf dem Weg zu einem digitalen Produktpass. Mit diesem wird in Zukunft nicht nur bekannt sein, welche Materialien in welcher Qualität und Menge vorhanden sind, sondern auch, wie Gebäude und Bauteile möglichst effizient demontiert werden können.

Umweltfreundlicher bauen

Neben der Frage der Rohstoffverfügbarkeit spielen auch die Emissionen im Bausektor eine wichtige Rolle. Die Branche ist einer der größten Verursacher von CO₂-Emissionen. RC-Baustoffe können hier einen erheblichen Beitrag zur Emissionsminderung leisten. Dabei scheitert es nicht am verfügbaren Material, sondern an der Nachfrage. Bisher haben sich viele Bauherren mit dem Einsatz von RC-Baustoffen zurückgehalten. Neue und kommende gesetzliche Regelungen werden dies hoffentlich ändern.
Um das Vertrauen in RC-Baustoffe zu stärken, haben der bvse, der Deutsche Abbruchverband und der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes 2020 die Qualitätssicherung Sekundärbaustoffe GmbH (QUBA) gegründet. Hier wurden bisher mehr als 6,5 Millionen Tonnen Sekundärbaustoffe zertifiziert. Mittelfristig soll mit QUBA ein bundesweit einheitliches Güteüberwachungs- und Zertifizierungssystem auf Basis der bestehenden technischen Regeln aufgebaut werden.
Auch der aktuelle Bericht der Initiative Kreislaufwirtschaft Bau unterstreicht, dass es nicht an der stofflichen Verwertung hapert. Von den rund 220 Millionen Tonnen mineralischer Bauabfälle, die im Jahr 2020 anfallen werden, wurden über 197 Millionen Tonnen einer umweltverträglichen Verwertung zugeführt. Und immerhin gut 13 Prozent des Bedarfs an Gesteinskörnungen werden bereits durch Recyclingbaustoffe gedeckt. Da ist noch viel Luft nach oben, aber bei steigender Nachfrage dürfte sich dieser Wert schnell erhöhen. Und es wird deutlich, dass zumindest die technische Lösung des Urban Minings für mineralische Rohstoffe als weitgehend gelöst angesehen werden kann.

Die Trendberichte der SOLIDS, RECYCLING-TECHNIK und PUMPS & VALVES Dortmund werden von Fachjournalisten mit tiefen Branchenkenntnissen erstellt und stehen der Presse zum freien Abdruck zur Verfügung.

Autor: Michael Brunn

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